Linus, der Schrecken von Klein Borstel

„Wenn ich komme, wechseln die anderen Hunde die Strassenseite, wuff!“

Bis vor kurzem hatten wir noch zwei Möpse. Vor fast genau zwölf Jahren kam Flora als Wunschhund zu uns. Die Idee von einem großen Hund machte schnell einem kleinen kompatiblen, unkomplizierten und lustigen Gesellen Platz. Freunde und Kollegen brachten uns bei Besuchen statt Getränke und Knabbersachen einschlägige Mops Literatur mit und schnell war eine Mops-Züchterin gefunden.

Bei Flora wollten wir alles richtig machen. Fleißig besuchten wir die Hundeschule, die sie mit Auszeichnung meisterte. Die Hundetrainerin war begeistert, wenn Dobbi der Dobermann mit Fragezeichen in den Augen nicht wusste, was zu tun ist und Flora mit ihrer Gelehrsamkeit die Hundeklasse anführte. Sie war ein schlaues Hündchen und hatte alle im Griff, inklusive uns.

An Floras zweiten Geburtstag hatten wir die brillante Idee unsere Mops-Züchterin Frau Winter zu besuchen. Leider interessierte sich unser Hund dort weniger für ihre leiblichen Erzeuger, als für ein kleines schwarzes Möpschen, namens Linus. Seine Eltern waren beide mopsblond, aber er kam als schwarzes Schaf auf die Welt. Wir gerieten bei ihrem Spiel alle in Verzückung und wir stellten die verhängnisvolle Frage, ob dieser Hund noch zu haben sei. Er war noch zu haben. Wir waren entzückt und nahmen ihn mit.

Hunde gehören in ein Rudel. Endlich artgerechte Haltung. Andere haben einen großen Hund, wir haben dafür halt zwei kleine. Auch Linus wurde sofort zur Hundeschule angemeldet, aber er konnte ja schon alles. Er lernte von Flora. Wir übersprangen die Schule und machten gleich die Prüfung mit ihm. Flora war der Boss und das so blieb bis zum Schluss. Die Hierarchie war klar. Wenn einer etwas zu sagen hatte, dann war es Flora. Sein Job ist es uns zu beschützen, und das lautstark.

Unter Hundebesitzern ist Linus wegen seiner Lautstärke bekannt. Vielleicht hätten wir ihn Caruso nennen sollen. Flora, sein Boss, stimmte mit in seinen Gesang ein. Und wir?

Frauchen und Herrchen – wir sind nur das Personal. Auch das haben wir schnell gelernt.

Die beiden waren ein tolles Team und es war nicht immer leicht die Hundebande in Zaum zu halten. Wenn sie mal ausbüchsten, liefen sie gerne mal ins Neubaugebiet und jagten die Kinder aus ihren Vorgärten in ihre Häuser.

Seit Flora gestorben ist, ist Linus „unser Hund“. Wir haben das Gefühl, er ist im Familienrudel befördert worden. Auf einmal sind wir der Boss.

Für den Urlaub haben wir ihm einen Bollerwagen gekauft – dabei sein ist alles!